Ausstieg bedeutet Abstieg

Am Ende war der Druck der Öko-Lobby zu gross. Am 25. Mai 2011 beschloss der Bundesrat, mittelfristig aus der Atomenergie auszusteigen. Die Bundesrätinnen Leuthard und Widmer-Schlumpf verhalfen dem rot-grünen Anliegen zur Mehrheit; und empfahlen sich bei der Linken für die kommenden Bundesratswahlen.

Noch vor einer seriösen Analyse der Fukushima-Katastrophe werden Massnahmen beschlossen. Vorschnell wird die Ausgangslage in Japan auf die Schweiz übertragen. Die Ökonomie der Gefühle hat gewirkt. Am Dienstag vor dem bundesrätlichen Beschluss gingen sogar noch ca. 1´000 Schüler auf die Strasse und forderten den Atomausstieg. Eine lustige Anti-AKW-Party fernab der Schule. Weniger lustig als professionell waren dagegen die Propagandaartikel der Öko-Lobby, die den Kindern mit auf den Weg mitgegeben wurden. Ob eigentlich den Kinderparteisoldaten jemand gesagt hat, dass der Strom für ihre Radios, Handys oder iPods nicht einfach aus der Steckdose kommt?

Schweizer Kernkraftwerke decken heute ca. 40% des Strombedarfs. Die neue bundesrätliche Energiestrategie fusst primär auf dem Prinzip Hoffnung, bis 2034 gäbe es genug marktfähige Alternativtechnologien. Etwas wenig für eine „Strategie“.

Der Bundesrat möchte eine Schweiz ohne Atomenergie. Er möchte aber auch mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas etc.); und mehr Wirtschaftswachstum; und weniger Energieverbrauch; und eine Teilhabe ärmerer Schichten am Wohlstand; und mehr Einwanderung mit jährlich ca. 67´000 neuen Stromkonsumenten (Stand 2010); und neue Stromanbieter wie Gaskraftwerke, gegenüber deren C02-Ausstoss Offroader geradezu grün wirken; und den Klimawandel stoppen; und, und, und. Gouverner c´est vouloir.

Der Schweiz droht eine Versorgungslücke. Jedes Jahr steigt der Energieverbrauch, weil mehr Leute in die Schweiz einwandern und immer mehr Bevölkerungsschichten am Wohlstand des Landes teilhaben. Wohlstand und soziale Gerechtigkeit haben ihren Preis. Ausstieg bedeutet Abstieg.

Selbstverständlich kann es die Schweiz den Deutschen nachmachen, acht Kernkraftwerke abschalten und dafür doppelt so viel (Atom-)Strom aus Frankreich importieren. An Sicherheit wird die Schweiz jedenfalls nicht gewinnen, wenn sie ihren Strom künftig aus Fessenheim statt aus Gösgen, Beznau etc. bezieht.

Schweizer Politiker wollen gleichzeitig zwei energiepolitische Revolutionen durchlaufen. Die erste energiepolitische Revolution sagt den fossilen Energieträgern den Kampf an. Die Zweite dem Atomstrom. Nachdem weder die Schweiz noch sonst ein zivilisiertes Land auch nur annähernd unabhängig von fossilen Energieträgern sind, strebt die Politik bereits die nächste Revolution an. Ebenso gut hätten mittelalterliche Revoluzzer im 13. Jahrhundert den unverzüglichen Übergang zum Buchdruck und gleichzeitig zum Internet fordern können.

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